Geschichte Vietnams
Die Geschichte Vietnams reicht bis weit in die Steinzeit zurück. Funde wurden in die Zeit vor 500.000 Jahren datiert. Erste längere Kulturen waren die Dieu-Kultur vor ca. 30.000 Jahren im Gebiet um die heutige Hauptstadt Hanoi im Norden des Landes. Später entstand in der gleichen Gegend die Hoa-Binh-Kultur. Keramikfunde belegen die letzte Steinzeitkultur der Bac-Son um 10000 v. Chr.
Erste Reisfelder sind um das Jahr 3000 v. Chr. entstanden. Gefolgt von der Sa-Huynh-Kultur um 1500 v. Chr. in der Bronzezeit in den Küstenregionen und der Dong-Son-Kultur am Roten Fluss. Aus dieser Kultur entstand das erste Königreich auf dem Gebiet von Nordvietnam. Weitere Königreiche folgten, bis schließlich im Jahre 111 v. Chr. chinesische Truppen des Han Wudis das Land eroberten und China einverleibte. Es kam aber immer wieder zu Aufständen gegen die Eroberer. Im Jahre 679 wurde das damalige Gebiet Vietnams in An Nam umgetauft. Als im 10. Jahrhundert die Macht habende chinesische Dynastie schwächelte, erklärte sich An Nam für unabhängig und 938 entstand unter Ngo Quyen der erste Staat in Vietnam. Mehrere Dynastien wechselten sich in kurzen Zeitabständen ab.
Erst ab dem Jahr 1010 entstand für eine längere Periode ein Staat, der von der Ly-Dynastie gegründet und bis 1225 erhalten wurde. Die Ly-Dynastie wehrte erfolgreich Angriffe von Chinesen und Khmer ab. Nach 1225 übernahm die mit den südvietnamesischen Cham zusammenarbeitende Tran-Dynastie die Macht. Auch Angriffe von Mongolenstämmen wurden erfolgreich abgewehrt. Nach 1400 lösten die Ho die Tran ab und schließlich eroberte die chinesische Ming-Dynastie kurzzeitig das Gebiet. Nach 1427 entstand dann wieder eine rein vietnamesische Dynastie der Ho, die bis 1789 regierte. In dieser Zeit wurden wieder die typischen vietnamesischen Traditionen gestärkt und das Land eroberte die Gebiete bis zum Mekong im Süden des Landes. Der von den Chinesen eingeführte Konfuzianismus blieb voll erhalten. In dieser Zeit zeigte aber der Machthaber schwächen, sodass auch Händler aus der ganzen Welt Einfluss gewannen. Darunter waren Europäer, Jesuiten und Franziskaner wurden die Grenzen geöffnet. Neue Kultur wurde ins Land gebracht, so entwickelte ein Jesuit die heute noch gültige vietnamesische Schrift.

Ho Chi Minh Mausoleum ©TK
Nach einer Rebellion und dem folgenden Bürgerkrieg kam unter französischer Hilfe der Prinz Nguyen aus der gleichnamigen Händlerfamilie an die Macht. Dieser rief ein Kaiserreich mit der Hauptstadt Hue aus uns machte sich zum Herrscher Gia Long. Als Name des Landes setzte er Viet Nam erstmals auf Papier. Dazu holte er die Erlaubnis beim damaligen Kaiser von China ein. Unter der Mithilfe von Frankreich begann Gia Long die Verteidigung und Infrastruktur des Landes auszubauen, was in einer hohen Verschuldung endete. Dem Land wurden Teile vom heutigen Kambodscha einverleibt.
Da der französische Einfluss in Viet Nam stetig zunahm, rebellierte die verarmte Landbevölkerung gegen französische Missionare. Daraufhin griffen französische Kanonenboote 1858 den Hafen von Da Nang, das Mekongdelta und am Parfüm-Fluss an, um die Missionare und französischen Einrichtungen zu schützen. Ab 1862 beanspruchten die Franzosen einige Kolonialgebiete und ab 1883 standen drei Protektorate unter französischer Aufsicht. Viet Nam war unter Kolonialherrschaft von Frankreich. Die Bevölkerung verarmte weiter, lediglich einer kleinen Anzahl Großgrundbesitzer ging es wirtschaftlich gut. Vietnamesische Studenten und Intellektuelle kamen vor allem in Frankreich mit der Ideologie des Kommunismus auf den Gedanken, so ihr Land von der Vorherrschaft der Franzosen zu befreien. Heim gekehrt, wurden die verschiedenen kommunistischen Parteien unter dem Anführer Ho Chi Minh zu einer Einheitspartei vereint. Nach einem missglückten Aufstand im Jahre 1930 wurden viele Mitglieder hingerichtet.
Während des Zweiten Weltkrieges nahm der Einfluss der Japaner zusammen mit dem Vichy-Frankreich in Indochina zu. Ho Chi Minh kehrte aus dem Exil zurück und organisierte den aktiven Widerstand gegen die japanische Vorherrschaft und den französischen Kolonialismus. Im März 1945 beendeten die Japaner die französische Kolonialherrschaft und setzten den japantreuen Kaiser Bao Dai auf den Thron. Dieser musste nach der japanischen Kapitulation im August 1945 abdanken und Ho Chi Minh rief nach einer Revolution die Demokratische Republik Vietnam aus. In der Folge marschierten Chinesen im Norden von Vietnam ein, um die verbliebenen Japaner zu entwaffnen. Vorher war das Gebiet bei der Potsdamer Konferenz den Briten zugesprochen worden. Obwohl ein Friedensvertrag mit den Viet Minh zustande kam, besetzten die Franzosen wieder Südvietnam. Die Briten und Chinesen zogen sich zurück. Die Franzosen setzten den ehemaligen Kaiser Bao Dai als Machthaber in Südvietnam ein und wollten den Norden des Landes wieder angliedern. Das führte zum ersten Indochinakrieg, den die Viet Minh mit einem Sieg gegen die französischen Truppen bei der legendären Schlacht bei Dien Bien Phu für sich entschieden. Damit war die Kolonialzeit der Franzosen in Indochina zu Ende. Auf der Genfer Konferenz einigten sich alle Beteiligten auf eine Teilung Vietnams. Nordvietnam wurde mit Hanoi als Hauptstadt zur Demokratische Republik Vietnams und der Südteil mit der Hauptstadt Saigon zur Republik Vietnam.
Staatschef Bao Dai beauftragte den Katholikenführer Diem zur Regierungsbildung. Dieser entmachtete ein Jahr später Bao Dai und erklärte sich zum Staatschef. Da die Bevölkerung gegen das Regime protestierte, sahen sich die USA gezwungen es zu unterstützen. Nach chaotischen Verhältnissen erklärte eine Militärjunta unter Nguyen Van Thieu mit amerikanischer Unterstützung ihren Regierungsanspruch und setzte Duong Van Minh zum Staatschef ein. Um eine kommunistische Machtergreifung zu verhindern, fingierten die Amerikaner 1964 einen Zwischenfall im Golf von Tonkin und griffen militärisch Nordvietnam an. Der sich hieraus entwickelte Vietnamkrieg endete am 1. Mai 1975 mit der Kapitulation Südvietnams, nachdem die Amerikaner 1973 ihre Truppen aus dem Land abzogen.
Am 2. Juli 1976 wurden die beiden vietnamesischen Teile vereinigt und die sozialistische Republik Vietnam unter kommunistischer Führung entstand.